Vitamin-Infusionen in Hotels (Stellungnahme)

Natürliche Vitamine pur

Zu Vit­a­min-Infu­sio­nen in Well­ness-Ein­rich­tun­gen nimmt der Deutsche Med­ical Well­nessver­band (DMWV) wie fol­gt Stellung:

Wer darf Infu­sio­nen legen?

Vit­a­min-Infu­sio­nen wer­den meist intra­venös verabre­icht. Das Leg­en von Infu­sio­nen ist in Deutsch­land eigen­ver­ant­wortlich nur appro­bierten Ärzt*Innen bzw. zuge­lasse­nen Heilpraktiker*Innen ges­tat­tet. Ob die ein­greifende Maß­nahme ein­er Infu­sion an soge­nan­nte Heil­hil­fs­berufe — zum Beispiel Krankenpflegeper­son­al — delegiert wer­den darf, ist Gegen­stand umfänglich­er, aber nicht ein­deutiger Rechtssprechung.

Im Umfeld von Well­ness-Ein­rich­tun­gen ist davon auszuge­hen, dass zum Leg­en von Infu­sio­nen, zur Überwachung laufend­er Infu­sio­nen, dem Ent­fer­nen der Infu­sio­nen und der Wund­ver­sorgung immer ein appro­biert­er Arzt oder zuge­lassen­er Heil­prak­tik­er vor Ort zu sein hat.

Hin­weis: Ein par­enteraler Zugang zum Inneren des Kör­pers, zum Beispiel mit­tels Injek­tio­nen oder Infu­sio­nen in den venösen Kreis­lauf, stellt immer ein Gesund­heits-Risiko dar. Im medi­zinis­chen All­t­ag ist dieses Risiko unbe­d­ingt gegen den zu erwartenden Nutzen der Ther­a­pie abzuwä­gen. Beste­ht dieser Nutzen nicht, soll­ten Injek­tio­nen oder Infu­sio­nen ent­fall­en (unab­hängig von der erhöht­en Strafbarkeit).

Nutzen von (Hochdosis-)Vitaminen?

* Die meis­ten großen, aktuellen, inter­na­tionalen Stu­di­en zeigen keinen Nutzen ein­er kurzfristi­gen oder langfristi­gen Ver­wen­dung von vit­a­m­in­halti­gen Sup­ple­menten bei Gesun­den gegenüber ein­er aus­ge­wo­ge­nen Ernährung.

* Im Gegen­teil, in etlichen Fällen führt die die langfristige Ein­nahme sog­ar zu ein­er sig­nifikan­ten Ver­schlechterung von Mor­bid­ität und Mor­tal­ität (das heißt, Gesund­heit und Lebenser­wartung). Unter anderem gilt dies für einige fet­tlös­liche Vitamine.

* Die Hochdo­sis­ther­a­pie, vor allem mit Vit­a­min C, hat aus wis­senschaftlich­er Sicht bei Gesun­den keinen zusät­zlichen Nutzen gegenüber phys­i­ol­o­gis­ch­er (nor­maler) Vit­a­m­inzu­fuhr über eine aus­ge­wo­gene Ernährung.

* Viele Stu­di­en zeigen, dass in Deutsch­land kein “Vit­a­m­in­man­gel-Land” ist. Eine ungezielte Vit­a­min-Sup­ple­men­ta­tion bei Gesun­den wird deshalb als unsin­nig eingeschätzt.

* Unter bes­timmten Bedin­gun­gen (zum Beispiel streng veg­ane Ernährung in Deutsch­land) oder bei spez­i­fis­chen Erkrankun­gen (zum Beispiel Typ-A-Gas­tri­tis mit fehlen­dem Intrin­sic fac­tor) reicht die Ver­sorgung mit leben­snotwendi­gen Vit­a­mi­nen über die Ernährung nicht aus. In den genan­nten Fällen kann es zu einem Vit­a­min B12-Man­gel kom­men. Andere Bedingungen/​Erkrankungen kön­nen wiederum mit anderen Hypovi­t­a­minose-For­men einhergehen.

* Bei ein­er diag­nos­tizierten Hypovi­t­a­minose (Vit­a­min-Man­gel) kann, je nach Aus­maß, Dauer und Fol­gen der Man­gel­si­t­u­a­tion, eine Vit­a­min-Sup­ple­men­ta­tion medi­zinisch indiziert sein. Über Prä­parate, App­lika­tion und Dosierung entschei­det nach geeigneter Diag­nos­tik die/​der behan­del­nde Ärztin/​Arzt.

* Die ungezielte App­lika­tion von Vit­a­mi­nen bei Gesun­den ohne medi­zinis­che Indika­tion, in welchem Umfeld auch immer, wird vom Deutschen Med­ical Well­ness Ver­band (DMWV) nicht befür­wortet.

* Hin­weis: Ger­ade bei gesun­den Käufer*Innen von höher­w­er­ti­gen Well­ness-Leis­tun­gen kom­men Hypovi­t­a­minosen — im Ver­gle­ich zu einkom­men­sar­men Bevölkerung­steilen — kaum vor (siehe Gesund­heits­berich­er­stat­tung des Bun­des, Armuts- und Reich­tums­bericht BW oder Pub­lika­tio­nen des Bun­desin­sti­tutes für Risikobewertung).

Kom­men­tar
• Rain­er H. Buben­z­er, DMWV, Berlin
Bild­nach­weis
• Bruna Bran­co (Unsplash.com, 7r1HxvVC7AY).