Wellness mit Wirkung: Medical SPA Hotels boomen in Russland

Isabel Bom­mer, ITB News­room, 9. März 2017.

Auszeit, ver­steck­en, nicht erre­ich­bar sein – gesund zurück­kom­men. Im sow­jetis­chen Rus­s­land war das lange Zeit staatlich finanziert. Ein bis zwei Aufen­thalte pro Jahr in einem Sana­to­ri­um standen jedem Bürg­er zu und wur­den auch gerne in Anspruch genom­men. Die stren­gen Reg­u­lar­ien der spar­tanisch aus­ges­tat­teten Kur- und Reha­bil­i­ta­tion­sein­rich­tun­gen, die sog­ar die Zubettge­hzeit­en vorschrieben, sind heute jedoch Geschichte. Genau­so die inten­sive, öffentlich finanzierte wis­senschaftliche Begleitung der Ther­a­pi­en. Mit dem Zusam­men­bruch der Sow­je­tu­nion endete die Förderung.

Was blieb, war die beson­dere Tra­di­tion und Kom­pe­tenz, tra­di­tionelle Heil­meth­o­d­en und ganzheitliche Erhol­ung zu verbinden. So kon­nte sich, begin­nend im Beau­ty- und Well­nessseg­ment, ein ganz neuer Touris­muszweig her­aus­bilden: Med­ical SPA Hotels boomen im wohlhaben­den Rus­s­land. Sie ver­ste­hen sich als Mis­chung aus Fünf-Sterne-Resort und Reha-Ein­rich­tung, die medi­zinis­che Betreu­ung, Diag­nos­tik und indi­vidu­elle Behand­lung­spro­gramme ein­er Klinik mit Luxus und Ser­vice auf Top-Niveau verbinden. Der Wun­sch nach Ent­gif­tung und Diät ganz neben­bei, nach Schön­heit­sop­er­a­tions-Vor- und Nach­sorge in exk­lu­siv­er Wohlfüh­lat­mo­sphäre, nach Fam­i­lienurlaub, der müh­e­los nach­haltig fit und gesund macht, ist offen­bar ver­bre­it­et. In der Leis­tungs­ge­sellschaft gilt es eben, immer mehr Dinge zeitlich zu syn­chro­nisieren. Auch Aktiv-sein und Nichts-tun.

Entsprechend Zulauf find­en damit Ange­bote, bei denen man den Über­gang zwis­chen Erhol­ung und Behand­lung nicht mehr merkt. „Eine unser­er größten Her­aus­forderun­gen ist derzeit, Per­son­al zu find­en, das medi­zinis­ches Know-how und hohe Ser­vice­men­tal­ität naht­los inte­gri­ert“, sagte Ele­na Bogache­va, Präsi­dentin Spa and Well­ness Inter­na­tion­al Coun­cil (SWIC) heute auf dem ITB Experts Forum Well­ness auf der ITB Berlin 2017. Fern­er gelte es, die bish­er doch recht teuren Ange­bote für einen bre­it­ere Klien­tel erschwinglich zu machen. Nicht zulet­zt erwartet die Psy­cholo­gin wichtige Wach­s­tum­sef­fek­te von der Etablierung von Stan­dards für das neue Hybrid-Seg­ment, die es für Hotels und Kliniken bish­er nur sep­a­rat gibt.