Solarien im “Spa-Bereich“ — Achtung Hautkrebsrisiko

Weg von klas­sis­chen Son­nen­stu­dios, hin zu Well­ness- und Fit­nes­sein­rich­tun­gen – immer mehr Men­schen bräunen sich im „Spa-Bere­ich“. Dies bet­rifft auch Risikop­er­so­n­en, denen laut UV-Schutzverord­nung von Solar­ienbe­suchen abger­at­en oder gar der Zutritt ver­weigert wer­den sollte – Beispiel Min­der­jährige. Ver­ant­wortlich hier­für ist möglicher­weise ein reg­u­la­tives Schlupfloch. Selb­st der Deutsche Well­ness Ver­band bew­ertet diesen Nutzungstrend kri­tisch und ruft seine Mit­glieder zum Umdenken auf.

Die Erken­nt­nisse zur Solar­i­en­nutzung basieren auf ein­er repräsen­ta­tiv­en bun­desweit­en Beobach­tungsstudie, finanziert durch die Deutschen Kreb­shil­fe. Sie analysiert das Nutzungsver­hal­ten von Solar­iengängern und iden­ti­fiziert Risiko­grup­pen. Zum Schutz vor Hautkrebs fordern die Deutsche Kreb­shil­fe und die ADP bere­its seit 2020 ein bun­desweites Solarienverbot.

„Wir sind besorgt über das zunehmende Bräunen im Spa-Bere­ich, denn Solar­ien sind ein Kreb­srisiko­fak­tor“, so Gerd Net­tekoven, Vor­standsvor­sitzen­der der Deutschen Kreb­shil­fe. „Ste­hen die Geräte in einem eher gesund­heits­be­ton­ten Umfeld, kön­nte dies die Risikowahrnehmung ver­ringern und Men­schen zu ein­er unbe­darften Nutzung ani­mieren.“ Gesund­heit­sex­perten war­nen seit langem vor den Fol­gen kün­stlichen Beson­nens: „Jed­er Solar­ienbe­such kann langfristig zu Hautkrebs führen“, erläutert Pro­fes­sor Dr. Eck­hard Bre­it­bart, Der­ma­tologe und Vor­sitzen­der der Arbeits­ge­mein­schaft Der­ma­tol­o­gis­che Präven­tion (ADP). „Derzeit erkranken jährlich bun­desweit rund 287.000 Men­schen neu an Hautkrebs, über 36.000 davon am gefährlichen malig­nen Melanom.“

Risikop­er­so­n­en nutzen häu­figer Solar­ien in Spa- und Fitnesseinrichtungen

Die Studie „Nationales Kreb­shil­fe-Mon­i­tor­ing zur Solar­i­en­nutzung (NCAM)“ des Mannheimer Insti­tuts für Pub­lic Health, Sozial- und Präven­tivmedi­zin der Uni­ver­sität Hei­del­berg unter­suchte außer­dem, ob es Unter­schiede zwis­chen Nutzern von Solar­ien in Son­nen­stu­dios und Well­nes­sein­rich­tun­gen gibt. Keine Abwe­ichun­gen gab es bezüglich Alter, Geschlecht, Part­ner­schaftssta­tus oder Migra­tionsh­in­ter­grund. Auch bei den Motiv­en für Solar­ienbe­suche, dem Lebensstil sowie der indi­vidu­ellen Risikowahrnehmung in Bezug auf UV-Strahlen ähnel­ten sich die bei­den Grup­pen. Lediglich beim Haut­sta­tus kon­nten die NCAM-Forsch­er einen Unter­schied find­en: „Befragte mit mehr als 40 Mut­ter­malen nutzten Solar­ien ver­stärkt außer­halb von Son­nen­stu­dios,“ sagt PD Dr. Katha­ri­na Diehl, Lei­t­erin der NCAM-Studie. „Per­so­n­en mit der­art vie­len Pig­ment­malen haben ein erhöht­es Risiko für Hautkreb­serkrankun­gen. Ger­ade sie soll­ten inten­sive UV-Strahlung mei­den.“ Der Geset­zge­ber hat ins­beson­dere zum Schutz von Risiko­grup­pen 2009 ein Nutzungsver­bot für Min­der­jährige sowie 2012 die UV-Schutz-Verord­nung erlassen.

Schlupfloch in der UV-Schutz-Verordnung

In Deutsch­land sind Ein­rich­tun­gen, die mehr als zwei Solar­iengeräte betreiben per UV-Schutz-Verord­nung verpflichtet, speziell geschultes Per­son­al während der gesamten Betrieb­s­dauer bere­itzustellen. Dieses berät und klärt die Besuch­er auf. Zudem ist das Fach­per­son­al unter anderem dazu ange­hal­ten, Risikop­er­so­n­en – beispiel­sweise Nutzer mit mehr als 40 Pig­ment­malen – drin­gend von ein­er Solar­i­en­nutzung abzu­rat­en. In Well­ness- und Fit­ness­be­trieben, die lediglich ein oder zwei Solar­ien betreiben, greift diese Verord­nung allerd­ings nicht. „Dies kön­nte möglicher­weise ein Grund dafür sein, warum in unser­er Stich­probe diese spezielle Risiko­gruppe eher Solar­ien im Fit­ness- und Well­ness­bere­ich auf­sucht“, so Diehl. „Frühere Dat­en der NCAM-Studie haben beeits gezeigt, dass auch Min­der­jährige, die eigentlich keine öffentlichen Solar­ien nutzen dür­fen, eher Solar­ien in Fit­nessstu­dios und Schwimm­bädern besuchen.“

Nation­al Can­cer Aid Mon­i­tor­ing (NCAM)

Solar­iengeräte wer­den zunehmend in Ein­rich­tun­gen genutzt, die ihren Kun­den zugle­ich fit­ness- und entspan­nung­sori­en­tierte Ange­bote bieten. Dies bele­gen Dat­en der Studie „Nationales Kreb­shil­fe-Mon­i­tor­ing (NCAM)“ des Mannheimer Insti­tuts für Pub­lic Health, Sozial- und Präven­tivmedi­zin der Uni­ver­sität Hei­del­berg. Während 2015 noch etwa 76 Prozent der Befragten angaben, zulet­zt ein Solar­i­um im Son­nen­stu­dio genutzt zu haben, waren es 2019 lediglich 57 Prozent. Im gle­ichen Zeitraum ver­dop­pelte sich allerd­ings der Nutzer­an­teil in Ein­rich­tun­gen, die einem gesund­heit­sori­en­tierten Bere­ich zugerech­net wer­den – wie Schwimm­bäder, Fit­nessstu­dios, Well­ness-Bere­iche sowie Hotels – auf rund 39 Prozent.

Quelle
• Pressemit­teilung “Solar­ien im ‘Spa-Bere­ich’ — Deutsche Kreb­shil­fe, ADP und Well­ness Ver­band war­nen vor Hautkreb­srisiko”. Deutsche Kreb­shil­fe, Bonn, 12.10.2021 (https://idw-online.de/de/news777337).
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• Samuel McGar­rigle (unsplash.com, pSJYz2gmaqw).