Diabetes: Schon vier Wochen gesunde Ernährung senken den Blutzucker

Inter­view mit Prof. Dr. Detlev Gan­ten zum Welt­ge­sund­heit­stag 2016

Dia­betes ist eine der größten Volk­skrankheit­en unser­er Zeit: Rund 350 Mil­lio­nen Men­schen sind laut Welt­ge­sund­heit­sor­gan­i­sa­tion (WHO) weltweit betrof­fen, fast zwei Mil­lio­nen Men­schen ster­ben jährlich an den Fol­gen. Sie kön­nen von Herzkreis­lauf­prob­le­men über Nieren­ver­sagen bis sog­ar zur Erblind­ung reichen.

90% aller Dia­betes-Fälle sind der soge­nan­nte Typ 2, der eine Unempfind­lichkeit gegenüber Insulin bewirkt und vor allem durch Übergewicht und unge­sun­der Lebens­führung verur­sacht wird.

Prof. Dr. Detlev Gan­ten ist Präsi­dent des World Health Sum­mit, dem weltweit führen­den strate­gis­chen Forum für Gesund­heits­fra­gen. Außer­dem ist er Facharzt für Phar­makolo­gie und Experte für Bluthochdruck, Evo­lu­tionäre und Moleku­lare Medizin.

1. Warum ver­bre­it­et sich Dia­betes weltweit so sehr – leben wir so ungesund?

In der Haupt­sache: ja. Wir ernähren uns seit Jahrzehn­ten immer schlechter: Indus­trien­ahrung mit zu viel Zuck­er, Salz und Fett bes­timmt das Bild anstatt natür­lich­er, gesun­der Kost z.B. direkt vom Bauern oder vom Wochen­markt. Wir bere­it­en unser Essen viel zu oft nicht mehr sel­ber zu, son­dern ver­lassen uns zu sehr auf Indus­trien­ahrung, die pro­duziert wird wie ein Fernse­her oder Com­put­er – mit strenger Kostenop­ti­mierung, Kun­de­n­analyse und viel Marketing.

Dass wir als Kon­sumenten so darauf ansprin­gen, ist evo­lu­tionär bes­timmt. In der Steinzeit waren Zuck­er, Fett und Salz ein Man­gel und hochbegehrt als Energieliefer­an­ten bei schw­er­er kör­per­lich­er Arbeit. Die heuti­gen Bilder von Piz­za, Chips und Soft­drinks ver­sprechen hohe Energie- und Elek­trolyt­dichte und erzeu­gen Appetit. Die guten Vorsätze wer­den vergessen. Wom­it wir schon beim näch­sten Prob­lem sind.

2. Näm­lich?

Die meis­ten Men­schen haben diese guten Vorsätze gar nicht, weil sie nicht aus­re­ichend über den Zusam­men­hang von gesun­der Ernährung, Bewe­gung und hohem Blutzuck­er Bescheid wis­sen. Das gilt vor allem für Kinder, die diesen Zusam­men­hang noch nicht ver­ste­hen. Wenn dann Fam­i­lie, Schule und das soziale Umfeld nicht helfen oder helfen kön­nen, entste­ht schon im frühen Alter ein Teufel­skreis. Diesen unge­sun­den Lebensstil exportieren wir auch noch weltweit.

3. Was kann man denn machen, um sich vor Dia­betes zu schützen?

Gesun­des Essen und viel Bewe­gung! In Deutsch­land leben schon heute über fünf Mil­lio­nen Men­schen mit Dia­betes. Das ist zu viel! Sport senkt den Blutzuck­erge­halt deut­lich. Dazu eine aus­ge­wo­gene Ernährung wie zum Beispiel die mediter­rane Küche mit vie­len ungesät­tigten Fettsäuren und pflan­zlichen Ölen, sowie frischem Obst und Gemüse. Schon vier Wochen gesunde Ernährung verbessern die Wirkung des Insulins, während vier Wochen unge­sunde Ernährung diese mess­bar ver­schlechtern. Selb­st nach einem Herz­in­farkt zeigt eine Ernährung­sum­stel­lung eine deut­liche Reduk­tion von Herz­in­fark­ten und plöt­zlichem Herz­tod. Zu spät ist es nie.

(Quelle: World Health Summit)